Sarah Köhler und Jacob Heidtmann wurden per geheimer Onlinewahl als neue Aktivensprecher der Schwimmer im DSV gewählt – dieses Amt werden sie bis zum 31.12.2020, also für den Zyklus bis zu den nächsten Olympischen Spielen in Tokio, ausüben. Sarah und Jakob werden ihre Aufgaben als gleichberechtigtes Team wahrnehmen. Jacob Heidtmann konnte sich für die Weltmeisterschaften in Budapest für die 4 x 200 m Freistilstaffel qualifizieren, Sarah konnte die Normen nicht knacken.
Ganz offiziell formuliert, haben die “Aktivenvertreterinnen und Aktivenvertreter in allen Fragen den Leistungssport betreffend innerhalb und außerhalb des Verbandes Mitspracherecht. Innerhalb des Verbandes im Bereich der mit Leistungssport befassenden Gremien haben die Aktivenvertreterinnen und Aktivenvertreter Sitz und Stimme.” Geregelt werden die Pflichte und Rechte in Rahmenrichtlinien des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Wir hatten die Gelegenheit eines kurzen Austausches mit Sarah und Jacob.
Q: Welche Ziele verbinden Sie mit dieser Aufgabe?
Sarah und Jacob: Unser Ziel ist, es die Athleten allgemein wieder zufriedener zu machen, und Verband und Athleten wieder näher zusammenzubringen. Immerhin sind wir diejenigen, die im Becken Leistung bringen müssen und vor allem wollen, weshalb die Zufriedenheit der Athleten und die Atmosphäre zwischen dem DSV und den Athleten möglichst gut sein sollte.
Wir möchten das einheitliche Meinungsbild der Athleten weitergeben und versuchen, in diesem Sinne zu handeln und Dinge zu verändern bzw. verbessern. Inwieweit wir die Interessen des Teams auch vertreten und durchsetzen können, kann jetzt noch nicht gesagt werden, aber wir hoffen auf eine offene und ehrlich Zusammenarbeit sowohl mit dem Team als auch mit dem DSV.
Q: Sie trainieren -zum Glück- an Stützpunkten, bei denen es zwar Trainerwechsel gab, aber der Standort war nicht gefährdet. Wie nehmen Sie die Ängste und Sorgen der Athleten in Potsdam, besonders Halle und Magdeburg auf?
Sarah und Jacob: Sicher haben wir das große Glück bereits an einem Bundesstützpunkt zu trainieren, wodurch ein Standortwechsel nicht von Nöten war. Auch verstehen wir die Ängste all derer Athleten die nicht in dieser Situation sind. Es ist im Sport – und damit sei nicht nur der Schwimmsport gemeint – sehr wichtig, neuen Ideen offen gegenüber zu stehen. Diese sollten gemeinsam offen diskutiert und ausgewertet werden. Jedoch ist jeder Sportler individuell zu betrachten und wieso das verändern, was sich in der Vergangenheit als gut bewährt erwiesen hat.
Allerdings wird es an der einen oder anderen Stellen eventuell neue Reize brauchen, um die von Ihnen angesprochenen anspruchsvollen Qualifikationsnormen zu unterbieten. Dem wiederum entgegen zu halten ist aber, dass es auch außerhalb der Stützpunkte sehr starke Trainingsgruppen gibt, die ein breit aufgestelltes und kompetentes Team hinter sich haben (Krafttrainer, Physio, Mediziner etc.). Ob dort die Notwendigkeit besteht an einen der Stützpunkte zu wechseln, lässt sich diskutieren, liegt aber nicht in unserer Entscheidungsmacht.
Wir als Athletensprecher unterstützen indes gerne die betroffenen Sportler/-innen, um eine optimale Lösung im Interesse aller zu finden.
Q: Die Qualifikationszeiten für die WM sind sehr anspruchsvoll – nehmen Sie und Ihre Teamkameraden dies als Motivation oder kommt da auch schon mal ein wenig Frust auf, wenn Qualifikationszeiten schneller sind als die aktuellen deutschen Rekorde?
Sarah und Jacob: Bezüglich der Qualifikationsnormen herrschen sicherlich gemischte Gefühle im gesamten Team. Auf der einen Seite stehen die U23-Normen, die den betroffenen Athleten eine Chance auf ein internationales Großereignis geben. Auf der anderen Seite stehen aber wie bereits angesprochen die sehr anspruchsvollen offenen Qualifikationsnormen.
Wenn wir uns langfristig in der Weltspitze wiederfinden möchten, sollten wir uns wie bereits angesprochen nicht pauschal vor neuen Wegen verschließen. Es wurden, insbesondere nach Rio, deutliche Konsequenzen von Seiten Henning Lambertz gefordert. Inwiefern er dem nachgekommen ist, überlassen wir jedem einzelnen zu beurteilen. Allerdings dürfen wir Sportler auch nicht den Fehler machen, uns von Verschärfungen des Qualifikationsmodus herunterziehen zu lassen. Vielmehr sollten wir sie vorerst als Anreiz sehen, noch härter und gezielter im Training zu arbeiten.
Wir alle wollen an die Weltspitze und dafür ist hin und wieder auch ein gewagter Schritt nötig. Jedoch sollte man bei dem Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche, das Zuckerbrot nicht vergessen.