Okay, das hört sich jetzt erst mal total unwahrscheinlich an. Wer mag es schon, um 4.45 Uhr morgens aufzustehen und zum Pool zu fahren? Besonders an diesen dunklen, kalten, frostigen Wintertagen? ABER es gibt einige gute Gründe, aus dem warmen Bett herauszukriechen und sich auf den Weg zum Pool zu machen – und ihr wisst ja: Der frühe Vogel fängt den Wurm …
Schließlich ist dieses Morgentraining eine Art Testgelände für die Disziplin … klar, du kannst Dich im Bett umdrehen und so tun, als ob du den Wecker nicht gehört hast. Oder du kannst das kurzfristige Vergnügen, noch etwas länger zu schlafen, tauschen gegen: langfristigen Erfolg und Zufriedenheit.
Hier nun SECHS gute Gründe, den Wecker NICHT am frühen Morgen zu überhören:
- Disziplin.
Disziplin und Selbstbeherrschung und die damit verbundene Geduld haben in der heutigen schnelllebigen Zeit einen „schlechten Ruf“ und werden vielleicht als Tugend einer vergangenen Ära betrachtet – jeder will schnell erfolgreich sein, sucht das Geheimrezept im Internet und in Apps. Den Wecker morgens zu stellen und aufzustehen und zum Training zu fahren, sich dieses Ziel zu setzen und es durchzuziehen – an jedem noch so ungemütlichen Wintermorgen – diese Gewohnheit schafft eine Selbstdisziplin, die in allen Lebenslagen ungemein wertvoll ist. Aristoteles sagt: „Wir sind, was wir wiederholt tun; hervorragende Leistung ist dann keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ Dieser Satz beschreibt wohl am besten den Effekt von Disziplin und Selbstbeherrschung – du wirst sehen, wie zufrieden und stolz du sein wirst. - Der Effekt: besseres Zeitmanagement.
Packst du am Abend vorher deine Tasche für den kommenden Trainingstag und ist dein Frühstück vorbereitet, liegt deine Kleidung für den nächsten Tag bereit, kannst du ein paar Minuten länger schlafen. Und: kannst du nicht auch besser einschlafen, wenn du weißt, für den nächsten frühen Morgen ist alles vorbereitet? Und auch dies wird zur Gewohnheit werden: Auch vor einem Wettkampf wirst du dich MINDESTENS so gut vorbereiten wie vor einem normalen Trainingsmorgen. ODER? - Du lernst etwas zu tun, was die meisten Menschen nicht machen würden.
Der Weg zum Erfolg ist nicht mit Dingen gepflastert, die du machen WILLST. Es sind eher die unangenehmen Sachen wie das Training um 5.30 Uhr morgens, die dann aber den Unterschied beim nächsten Wettkampf machen. Das Morgentraining ist eher schlecht besucht? Und es ist ein Highlight für die Trainer, wenn jeder Schwimmer morgens anwesend ist … aber vielleicht schon beim nächsten Wettkampf macht dein regelmäßiges morgendliches Training den Unterschied aus. Denn auch vor einem Wettkampf musst du früh aufstehen, dich vor den Vorläufen sehr früh einschwimmen und deine Leistung abrufen können. Nutze die Chance, dies regelmäßig zu trainieren. - Der Test: wie engagiert bist du wirklich in deinem Sport.
Das häufige Fehlen beim Morgentraining ist oft ein Sinnbild für die Einstellung zum Schwimmen. Manchmal nicht anwesend zu sein, ist verständlich, aber ein engagierter Athlet möchte keine wertvolle Trainingszeit verpassen. Zweifellos wird sich dieses Engagement im Wettkampf wiederspiegeln. - Einmal aufgestanden, bist du auch schon fast unterwegs.
Wenn du dich daran gewöhnt hast, wenn du Wege gefunden hast, früh aufzustehen, dann wirst du es auch immer wieder schaffen und das Morgentraining wird zur Gewohnheit. Du wirst dich von mehr oder weniger fadenscheinigen Gründen, die dich abhalten könnten, nicht mehr beeinflussen lassen. Natürlich hat auch das Training am Abend so seine Tücken – du hast einen langen Schul- oder Arbeitstag hinter dir, musst viele Hausaufgaben machen oder du bist einfach müde … auch abends ist wieder Selbstdisziplin gefragt. - Der frühe Morgen hat viele Überraschungen .
Es heißt: Morgenstund hat Gold im Mund. In einen Sonnenaufgang zu fahren. Oder als Erster durch unberührten Schnee zu stapfen. In die Schwimmhalle zu kommen, da ist es ausnahmsweise noch ruhig, das Wasser ist unberührt und du bist der Erste, der reinspringt. Solltest du die Möglichkeit haben, im Freibad zu trainieren – es ist schon eine spezielle Atmosphäre, während des Sonnenaufgangs zu schwimmen, die Sonnenstrahlen auf dem Wasser zu sehen, vielleicht steigt vom Pool noch Nebel auf. Solche Momente solltest du immer wieder genießen können – denn du liebst sie doch, diese speziellen Eindrücke, die „Nichtschwimmer“ nie haben werden. Michael Phelps hat mal gesagt (sinngemäß): „Schwimmen ist normal für mich. Ich bin entspannt, ich fühle mich gut, ich kenne meine Umgebung. Der Pool ist mein Zuhause.“
Der Autor des englischsprachigen Originalartikels, Olivier Poirier-Leroy ist ein ehemaliger kanadischer Schwimmer, der in Vicoria, British Columbia, Canada lebt. Da er immer dem Schwimmen verbunden geblieben ist, hat er YourSwimBook (yourswimlog.com) gegründet, ein individuelles Logbuch rund um das Training und Bestzeiten.
Die Übersetzung des Textes von Olivier erfolgte sinngemäß und wurde durch eigene Gedanken ergänzt.
Hier ist der englische Originalartikel: