In einer Dokumentation, die gestern in der ARD Mediathek veröffentlicht wurde, erhebt der ehemalige Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel schwere Vorwürfe u.a. gegen Bundestrainer Lutz Buschkow. Buschkow soll Missbrauchsvorwürfen nicht nachgegangen sein. Der Deutsche Schwimmverband e.V. (DSV) reagierte gestern Abend mit einer Pressemitteilung, in der es u.a. heißt: “Dem amtierenden Bundestrainer Wasserspringen Lutz Buschkow wird in der Dokumentation vorgeworfen, er habe zum damaligen Zeitpunkt Kenntnis über die Vorwürfe Jan Hempels gegenüber seinem damaligen Trainer Werner Langer gehabt. Der DSV-Vorstand prüft diesen Vorwurf aktuell intensiv. (…) Der Prozess der Aufklärung ist noch nicht abgeschlossen. Dennoch hat sich der DSV-Vorstand aufgrund seiner hohen moralischen Ansprüche dazu entschieden, Herrn Buschkow bis zur finalen Klärung des Sachverhaltes mit sofortiger Wirkung von seiner Tätigkeit als Bundestrainer Wasserspringen im DSV freizustellen.”
Mit den schweren Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Trainer Werner Langner, die Hempel erhebt, habe er sich bereits im Jahr 1997 an die DSV Verbandsspitze gewandt. Werner Langner wurde später vom Verband suspendiert – allerdings wegen sener Vergangenheit in der Stasi. Er nahm sich im Jahr 2002 das Leben. “Alle haben geschwiegen – bis heute” sagt Jan Hempel in der Doku über die Verantwortlichen des Verbandes. “Der DSV-Vorstand sieht sich dazu verpflichtet, die in der Reportage aufgeführten Vorwürfe aus der Vergangenheit vollumfänglich aufzuarbeiten.” heißt es in der DSV Pressemitteilung.
Die Dokumentation trägt den Titel “Missbraucht. Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport”. Neben Jan Hempel berichtet in der Doku von Hajo Seppelt und Team auch der ehemalige Leistungsschwimmer Till Michalak von Übergriffen seines Trainers sowie drei ehemalige Schwimmerinnen aus Bayern, die über mehrere Jahre von ihrem Trainer missbraucht wurden. Sie waren 10, 13 und 15 Jahre alt, als der Missbrauch begann. Im Fall von Till Michalak wurde das Verfahren gegen seinen Trainer, der sich in einem Chatkontakt als eine französische Schwimmerin ausgegeben hatte und den jungen Schwimmer mit sexuellen Textnachrichten belästigte, von der Staatanwaltschaft eingestellt.
Im Fall der jungen Schwimmerinnen aus Bayern erhielt der Trainer eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und ein fünfjähriges Berufsverbot.
Ebenfalls wird auf den Fall des wegen sexueller Übergriffe verurteilten ehemaligen Freiwasser-Bundesteiners Stefan Lurz eingegangen. Dieser war Anfang 2022 zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden und habe “jegliche berfuliche oder ehrenamtliche Tätigkeit im Zusammenhang mit den Schwimmsport zu unterlassen”, so heißt es vom Amtsgericht. In der Dokumentation der ARD wird gezeigt, dass Lurz offenbar beim SV Würzburg 05 im kaufmännischen Bereich angestellt ist und im Würzburger Schwimmbad offenbar nach wie vor ein- und ausgeht.