Die Schwimmer des A-Kaders und des Perspektivteams des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) bereiten sich auf der Insel Phuket in Thailand beim ersten Trainingslagern 2016 auf die Olympischen Spiele vor. Das Trainingscamp findet im Thanyapura Sports & Leisure Club statt – einer Sportanlage mit einem 50 m Pool, der dem Olympischen Standard entspricht, einem 25 m Lehrpool und Möglichkeiten für Unterwasseranalysen. Die FINA erwähnte die Anlage in einer Presseveröffentlichung vom 5. April 2015 und gab den Sportstätten das “Prädikat” “von der FINA anerkannt” („FINA credited center in Asia“). Zahlreiche Nationalmannschaften wie die Teams aus Großbritannien, Australien, Holland haben schon im Thanyapura Club trainiert.
Viele deutsche Spitzenschwimmer unter anderem Steffen Deibler, Dorothea Brandt, die ein paar Tage auf Bali vor der Reise nach Phuket verbrachte, Jenny Mensing, Alexandra Wenk, Jakob Heidtmann, Alexander Kunert bereiten sich in der tropischen Umgebung auf die Olympischen Spiele und die vorher anstehenden Qualifikationen vor. Auch Freiwasserspezialistin Isabelle Härle trainiert in Thailand, sie feiert dort übrigens am Sonntag ihren 28. Geburtstag, allerdings hat die Welt- und Europameisterin der Open Water Schwimmer das Olympia Ticket schon in der Tasche.
Weltmeister Marco Koch und Euromeisterin Franziska Hentke sind nicht in Phuket – Marco trainiert zur Zeit auf Teneriffa und Franziska bereit sich in ihrer Heimatstadt Magdeburg auf Olympia vor. Wie sie uns heute in einem kurzen Interview sagte, hat sie drei Trainingseinheiten im Höhenlager geplant, außerdem ist sie im Dezember sehr viel gereist wegen z.B. der Europameisterschaften in Israel und des Duel in the Pool in den USA, so dass der Trip nach Thailand nicht optimal in ihre Vorbereitung passt. Zur Zeit hat sie zudem die Möglichkeit, in künstlicher Höhe an der Uni Magdeburg zu trainieren.
In einem Interview mit „Die Zeit“ sage Henning Lambertz im letzten Jahr, dass nach den wohlverdienten Feiertagen dann in Thailand „hart gearbeitet würde unter ausgezeichneten Bedingungen“. Außerdem glaubt er, dass die Athleten durch den dreiwöchigen Aufenthalt in der Sonne den häufigen Erkältungskrankheiten im kalten deutschen Winter entfliehen können.
Auch das deutsche Team wird bei dem Trainingsaufenthalt einmal den Rio Wettkampfplan simulieren – denn unter der Sonne Brasiliens werden die Vorläufe mittags und die Finalläufe erst abends ab 22 Uhr stattfinden. Das australische Team beispielsweise hat bereits im September 2015 in Canberra einmal nach diesem Zeitplan ,auf den die Schwimmer sich einstellen müssen, gelebt und trainiert.
In Thailand trainieren Top-Schwmmer mit Olympiaerfahrung – aber auch Nachwuchsschwimmer wie Alexander Kunert und Jacob Heidtmann, der seinen ersten großen internationalen Auftritt bei der Weltmeisterschaft in Kasan im Sommer 2015 hatte und dort einen hervorragenden 5. Platz über die 400 m Lagen belegte. Alexander ist der zur Zeit schnellste deutsche Schwimmer über die 200 m Schmetterling – in Kasan schwamm er sich bis ins Halbfinale. Seine ehrgeizigen Ziele: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen und einen neuen deutschen Rekord über 200 m Schmetterling zu schwimmen – dieser wird seit 1986 gehalten von Schwimmlegende Michael Groß. Der Rekord von 1:56,24 Minuten steht nun seit fast 30 Jahren – Alexander wurde 1996 geboren, also einige Jahre nachdem Groß das letzte Mal Rennen für Deutschland geschwommen ist.
Die Qualifikation für Olympia wird ebenfalls wieder in zwei Stufen ablaufen: bei den Deutschen Meisterschaften im Mai müssen Qualifikationszeiten erreicht werden in den Vor- und Finalläufen. Diese müssen dann nochmals bestätigt werden bei der Mare Nostrum Tour oder den German Open – die jeweils zwei schnellsten Schwimmer (sollte es mehrere Qualifikanten geben, die die Zeitvorgaben schaffen) fahren dann nach Rio. Offenbar hat sich dieses von Cheftrainer Henning Lambertz initiierte System bewährt, den die Erfolgsbilanz der deutschen Schwimme verbessert sich seit den medaillenlosen Spielen in London 2012 kontinuierlich. Bei den Kurzbahneuropameisterschaften in Netanya, Israel, im Dezember 2015 erreichte das deutsche Team den 3. Platz im Medaillenspiegel, vier deutsche Rekorde wurden verbessert und zahlreiche Bestzeiten geschwommen. Lambertz ist jetzt Bundestrainer der Schwimmer seit 2013 und auch wenn er immer gesagt hat, dass der Änderungsprozess länger dauern wird als bis zu den Olympischen Spielen 2016, sieht es so aus, als ob seine Ideen und Konzepte einen sehr positiven Einfluss auf dem Weg zurück an die Weltspitze im Schwimmsport haben.
Lins:
Thanyapura Trainingslager
http://www.thanyapura.com/
Report “Die Zeit” (2015/08/10):
http://www.zeit.de/news/2015-08/10/schwimmen-der-rio-fahrplan-der-deutschen-schwimmer-steht-10074203