Die Süddeutsche Zeitung titelt in ihrem Artikel: “Unbemerkt untergegangen” und drückt mit dieser Headline wohl die Frustration von Philip Wolf aus, trotz einiger Erfolge und der Olympiateilnahme 2016 in der 4 x 100 m Freistilstaffel, durch das Raster der Kader- und damit auch Förderauswahl gefallen zu sein.
Seinem Trainer Bünde gegenüber gab Wolf an, dass ihm die Motivation fehle, um noch bis Tokio 2020 weiter zu schwimmen und dass er sich zukünftig auf Studium des Bauingenieurwesens konzentrieren würde. Die SZ zitiert Trainer Olaf Bünde: “Sie (Vogel (22), Wolf (25)) waren nicht am Ende ihrer Leistungsfähigkeit, ich habe ihnen die Spiele 2020 zugetraut. Warum gerade so viele Schwimmer so jung aufhören, macht mir Kopfzerbrechen.”
Die besten Jahre seiner Schwimmkarriere waren für Philipp Wolf 2015 und 2016, die Belohnung war die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio – diese Zeit genoss der 1,96 Meter lange und 96 Kilogramm schwere Modellathlet in vollen Zügen, das Leben im Olympischen Dorf, das Einschwimmen mit Superstars wie Michael Phelps oder die Wohngemeinschaft im Olympischen Dorf mit Teamkamerad Florian Vogel. “Es war die beste Zeit meines Lebens” resümiert Wolf.Die Teilnahme an den Olympischen Spielen war nicht nur der Karrierehöhepunkt für den 25-Jährigen, er erhielt auch erstmals Unterstützung vom Verband. Vorher hatte er die notwendigen Sollzeiten nicht erreicht, konnte nicht in Trainingslager fliegen, auch z.B. Nahrungsergänzungsmittel musste er aus eigener Tasche bezahlen. Wolf dazu: “Meine Karriere haben hauptsächlich meine Eltern finanziert.” Aber er möchte sich auch nicht falsch verstanden wissen, er bräuchte keine 2000 Euro im Monat, aber es wäre doch auch Aufgabe der Vereine und Verbände, ihren Spitzenathleten unter die Arme zu greifen. Von der SG Stadtwerke München war Unterstützung da, aber auch diese war ausbaufähig.
Insgesamt kritisiert Wolf die aus seiner Sicht mangelnde Kommunikation mit den Verantwortlichen im DSV wie Bundestrainer Henning Lambertz, denn für den Olympiakader erhielt Philipp Wolf auf seine Bewerbung hin eine Absage, die seiner Meinung nach nicht ausführlich begründet war. Lambertz erklärt die Entscheidung: “Es gab ein trainingswissenschaftliches Ranking und Philipp war darin nicht unter den 15 bis 20 besten von 500 Bewerbern. Ich habe ihm das Ergebnis auch am Telefon ausführlich erklärt.”
Insgesamt fühlte sich Philipp Wolf im Trainingsumfeld nicht mehr so gefordert wie früher, denn neben Florian Vogel und Marco di Carli gingen auch Nikola Dimitrov, Benno Hawe, Florian Straubinger und Oliver Zeidler: “Ständig gefordert zu sein, das fehlte mir dann”, sagt Wolf, der sich nun ganz seinem Studium widmen kann.