Zweiter Tag, zweite Goldmedaille: Die Freiwasserwettbewerbe im Lupa-See bleiben bei den Weltmeisterschaften in Budapest (HUN) weiter fest in deutscher Hand. Florian Wellbrock (SC Magdeburg) siegte nach seinem gestrigen Erfolg mit der Staffel auch im Einzel über 5km – der Magdeburger schlug nach einem durchweg überzeugenden Auftritt nach 52:48,8 Minuten als Erster an. “Es geht mir sehr gut. Ich habe heute echt einen super Tag erwischt, wieder wunderschönes Wetter, also genau die Bedingungen, die ich fürs Freiwasser haben möchte”, jubelte Wellbrock. Nachdem er zuvor auch schon im Becken Silber und Bronze gewonnen hatte, stehen für den 24-Jährigen in Budapest jetzt insgesamt bereits vier Medaillen zu Buche.
Silber ging an Gregorio Paltrinieri (ITA) in 52:52,7, als Dritter holte Wellbrocks Trainingspartner Mykhailo Romanchuk (UKR/53:13,9) seine erste Medaille im Freiwasser überhaupt. “Es war echt ein cooles Rennen. Ich habe genau die drei Leute auf dem Podium, die ich mir da gewünscht habe, wenn ich ehrlich bin. Besonders freue ich mich für meinen Teamkollegen Mischa (Romanchuk, Anm. d. Red.) und seine ganze Familie. Das ist wahrscheinlich ein großer Moment für ihn und da freue ich mich wirklich sehr mit”, sagte Wellbrock. Romanchuk trainiert seit Anfang März in der Magdeburger Trainingsgruppe von Bernd Berkhahn, nachdem er vor dem Krieg in seiner Heimat fliehen musste.
Gleich in der ersten von drei Runden setzten sich Wellbrock und Romanchuk an die Spitze des Feldes. Das Tempo hielten sie dabei so hoch, dass beispielsweise Titelverteidiger Kristóf Rasovszky (HUN) schon mit 14 Sekunden Rückstand hinterher hechelte – er wurde am Ende nur Neunter (54:28,3). In der zweiten Schleife zeigte dann Rio-Olympiasieger Paltrinieri, dass er es nicht bei einem Zweikampf unter den beiden Freunden belassen will, trotzdem lag Wellbrock auch nach dieser Runde weiter in Führung. Jeden Versuch, an ihm vorbeizukommen, beantwortete der Magdeburger mit einer Tempoverschärfung. “Vorne weg zu schwimmen ist schon irgendwann sehr, sehr anstrengend. Weil man bei den fünf Kilometern nicht so die Zeit hat, immer nach hinten zu schauen, muss man vorne die ganze Zeit drücken, um die Medaillen abzusichern. Es war jetzt ganz gut, dass ich ziemlich weit außen gestartet bin, dadurch ist Mischa gleich vor und hat die ersten zwei Runden die Führungsarbeit übernommen. Wir haben uns dann mittendrin so ein bisschen abgewechselt, und ich denke, das haben wir sehr gut gemacht”, beschrieb Wellbrock den Rennverlauf.
In der letzten Runde waren die beiden Olympiasieger von 2021 und 2016 dann unter sich, mit dem besseren Ende für den Deutschen. “Es hat sich sehr gut angefühlt”, meinte Wellbrock. “Ich denke auch, man muss ein sehr souveränes Rennen machen, um die Jungs besiegen zu können am Ende des Tages. Aber wir haben wirklich ein toughes Programm, sind alle ein bisschen müde, und da gewinnt dann am Ende des Tages der, der ein bisschen mehr Glück hatte und auch die bessere Position an der Strecke.
Auch der zweite deutsche Starter Niklas Frach (SV Gelnhausen) zeigte ein couragiertes Rennen und kam nach 55:25,5 auf Platz 13 ins Ziel. Damit konnte er sein Ergebnis von der WM 2019 in Gwangju (KOR), wo er vor drei Jahren 18. geworden war, noch einmal deutlich verbessern. Auf dem ersten Kilometer lag er zeitweise sogar auf Platz fünf, musste dann aber einen Gang zurückschalten. “Nach der ersten Geraden, das war ein bisschen zu schnell für mich. Da musste ich der Krankheit, die ich vor zwei Wochen hatte, ein bisschen Tribut zollen. Bis ich mich dann erholt hatte, war das Feld schon zu weit weg, und das konnte ich dann nicht mehr erschließen” sagte er. “Aber ich denke, ich habe hinten raus gut gekämpft und habe mich dann auch über die längere Distanz besser gefühlt. Deshalb bin ich für die zehn Kilometer etwas optimistischer und weiß jetzt, wie die Form ist, und kann mich auch dementsprechend beim Rennen verhalten.”
Das Rennen über 10km findet am Mittwoch statt. Dann hat auch Olympiasieger Florian Wellbrock, der dort als Titelverteidiger ins Rennen geht, seine nächste Medaillenchance. Seinen Plan, wie er bis dahin wieder regenerieren wolle, beschrieb der Weltmeister so: “Viel locker schwimmen, viel trinken, viel essen, viel Physio, und dann passt das schon für die zehn Kilometer.” Zu seinen Chancen hält er sich noch bedeckt: “Was da drin ist, muss man schauen. Ich denke, ich habe jetzt schon mehrfach bewiesen, dass die Form sehr gut ist. Die anderen Jungs werden auch alle ein bisschen müde sein, und ich bin dann gespannt auf die Jungs, die wirklich nur für das Freiwasser hier sind. Die müssten theoretisch noch ein bisschen mehr Energie haben, aber ich werde auf jeden Fall nochmal alles rein legen.”